Female Powers: Nature & Resistance
Strukturell benachteiligende
Machtsysteme, Ungleichgewichte, Diskriminierung oder erfahrene Gewalt: Wenn wir
genau hinsehen, ist kaum jemand von uns nicht auf irgendeine Art und Weise von
den Auswirkungen betroffen. Toxische Bilder, wie Männer* und Frauen* zu sein
haben, binäres Denken und Negieren von Nivellierungen zum Gender-Konstrukt – unsere
Gesellschaft ist voll der Stereotype und der damit verbundenen
Erwartungshaltungen an Individuen.
Die sich daraus ergebenden Auswirkungen und Herausforderungen, die die immer
noch ungebremst wirkenden patriarchalen Strukturen mit sich bringen, sind
unübersehbar.
In ihrem Schaffen kommen einerseits ihre klare politische Haltung, andererseits ihr konzentrierter Blick auf die Schönheit der Natur zum Ausdruck. Beide Aspekte sind ihr wichtig, um die Balance nicht zu verlieren und auf die Ruhe und kraftspendende Körperlichkeit der Natur zurück zu greifen. Gerade bei gesellschaftlichen Kämpfen ist es oft auch das Recht auf den eigenen Körper, das durch leicht veränderbare Machtstrukturen in Gefahr geraten kann.
Im Kontext ihrer Werkreihe „Sexualisierung & Selbstbestimmung“ zeigt Julia in dieser Ausstellung Arbeiten aus der Serie „alles was du sehen willst…“. Hier bezieht sie sich auf klassische Darstellungen weiblicher Körper – diesmal allerdings mit von den portraitierten Frauen selbstgewählten, teilweise kämpferischen oder alternativ sehr entspannten Haltungen. Kontrastierend dazu wirken die im strengen und vielfältig assoziierbaren 20 cm-Format gefertigten Kohlezeichnungen der Reihe „It’s a match“ Abbildungen von männlichen Torsi, gefunden auf Basis einschlägiger Algorithmen von Dating-Plattformen. Auch hier drängt sich die Frage nach der Selbst-Ermächtigung der eigenen Körperdarstellung und ihrer Rezeption auf.
Den fast träumerischen, aber ästhetisch nicht weniger auf die Spitze getriebenen Gegenpart ihrer Arbeit bietet Julia mit ihren Naturdarstellungen an: Die Scherenschnitte visualisieren mit jeweils dem „Gegenpart“ des Ausschnittes die Kraft der Natur und ihrer Fähigkeit zur Reproduktion, auch und gerade außerhalb menschlichen Wirkens. Die artifizielle Darstellung der Ätzradierungen „Yin“ und „Yang“ sprechen in ihrer Ästhetik für sich und laden zum Genuss der von der Natur angebotenen Kontemplation ein.
Julia Bugram (*1988 in Wien) ist eine interdisziplinäre Künstlerin, deren bisheriges Œuvre in Grafiken, Objekten und Installationen Ausdruck findet. Inhaltlich bewegt sie sich an den Schnittstellen von Kunst und gesellschaftspolitischem Diskurs. In diesem Zusammenhang verwundert es nicht, dass sie Mitbegründerin der Initiative JOMO – Joy of Missing Out ist und im Vorstand des 1977 gegründeten feministischen Kunstnetzwerks IntAkt – internationale Aktionsgemeinschaft bildender Künstlerinnen (intakt-kuenstlerinnen.com) sitzt. Sie ist Mitglied im Künstlerhaus Wien (k-haus.at) sowie beim Saloon Vienna (saloon-wien.at). Mit der Installation „Raising Hands“ schuf sie eine partizipative Skulptur aus einer Million 1-Cent-Münzen als Friedenssymbol und Zeichen für Gemeinschaft & solidarisches Handeln. Hier und in allen ihren
Arbeiten verfolgt Julia ihr Credo: „Kunst
ist politisch. Ob gesellschaftliche Ansagen oder Ruhepol in der Natur: Wie wir
miteinander umgehen, ist nicht egal.“ |
www.juliabugram.com
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