„RESTESSEN“ haben die beiden iranischen KünstlerInnen Bahar Batvand und Ramin Parvin ihr Skulpturen Projekt genannt, das sie für die art-lodge im Jahr 2015 entwickelt haben. Beide KünstlerInnen sind in ihrer Heimat durch Krieg und Repressalien geprägt worden, bis sie den Iran – unabhängig voneinander und zu unterschiedlichen Zeitpunkten – verließen. Da das gemeinsame Essen in der iranischen Tradition einen hohen Stellenwert hat, steht der Titel „restessen“ für den wahrscheinlich unwiederbringlichen Verlust der Heimat oder für die verbliebenen, jungen und politisch aktiven Iraner zumindest für den Verlust von Einfluss und Entfaltungsmöglichkeiten.
Auf Grund ihrer Erfahrungen mit Krieg und Zerstörung arbeitet Bahar Batvand bevorzugt mit Materialien, die sie auf dem Schrott findet, insbesondere mit Eisen, bei dessen Wiederverwendung sie sich durch die Manipulation der Oberfläche mit Furchen und Kratzern dem unkontrollierbaren Korrosionsprozess zumindest ein „Mitgestaltungsrecht“ einräumt.
Der Tisch, den sie für diese Skulptur gestaltete, ist aus
alten Baumaterialien gefertigt und steht für den Wunschgedanken des
unbeschwerten gemeinsamen Mahles. Das Bündel, das fast wie ein Damoklesschwert
über der Tischplatte schwebt, scheint mit Werten und Erinnerungen prall gefüllt
– es ist in für die Weiblichkeit stehenden goldenen Stoff gekleidet, der auf
die Rolle der Frau zu verweisen könnte. Tatsächlich geht es aber um die
Kostbarkeit der Momente unbeschwerten Seins in der Gemeinschaft – Momente, die
einem Menschen, der seine Heimat verlassen musste, nur selten zuteilwerden …
Bahar Batvand, 1974 im Iran geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Bahar erlebte den Krieg hautnah als Grundschülerin. Sie studierte an der freien islamischen Universität in Teheran Malerei und später, nach der Emigration ihrer Familie, Bühnenbild an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie als Meisterschülern bei Prof. Karl Kneidl ihren Akademiebrief erhielt. |
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