"Nichts ist im Verstand, was nicht zuvor in der W war." (Thomas von Aquin)

Waste in Peace // W.I.P.

Basisbildend für das medienübergreifende Projekt von Christoph Schirmer und Aurelia Gratzer waren gemeinsame Tauchgänge, die zur Gewissheit führten, dass mehr Müll in heimischen Seen liegt, als man eigentlich vermuten möchte. Dem Badegast, Bootsführer oder Angler bleibt dieser ja verborgen, da er sich an der Oberfläche bewegt und die Sicht meist nicht ausreicht, diesen von oben zu erspähen.

Ziel war es, Abfall als Fundstück zu bergen, zu dokumentieren, anschließend wieder der Verborgenheit zuzuführen und durch ein Grabmal als Marker dennoch in die Wahrnehmung zu rücken.

Das hierzu entstandene Video zeigt die Bergung diverser Fundstücke aus Kärntner Seen stakkato geschnitten. Der Entstehungsprozess hat dieselbe Relevanz wie das dazu geschaffene „Denkmal“. Christoph Schirmer beschäftigt sich in seiner Malerei mit den Grenzen des Mediums. Verdichtung, Schraffur, Raum, Leere, Konstruktion, Maschine und Trash wird auf die Leinwand gebannt. Wummernder Bass, klare Ansage oder doch Geheimnis, aber alles unterliegt medienimmanent seiner Malerei. Auf diese Weise ist auch die Videoarbeit zu sehen, rasant, schnelllebig und skizzenhaft, wie auch der vorgefundene Abfall.

Der skulpturale Part von W.I.P. umfasst ein Grab, das, für den Abfall vorgesehen die Rückstände unserer Gesellschaft möglichst emissionsarm am Berg lagert. Dies passiert in einer Flugtransportkiste in etwa 80cm Tiefe unter der Erde. Die Realität wird von der Darstellung gelöst – allein das Wissen um die Wahrnehmung bestimmt die Überlegung des Betrachters, Überlegungen, die auch Gratzers Malerei bestimmen. Ein schlichtes Grab, das zwei Marmorplatten und ein Kreuz umfasst, steht dem Betrachter als Information zur Verfügung. Die Gedenktafel umfasst den Fundort des Abfalls, das Datum der Bergung und die Anzahl der geborgenen Gegenstände.

Dieses „Müllgrab“ dient sowohl als Zeitkapsel unserer Generation als auch als Hinweis für den Betrachter - sowohl für den Entsorger, als auch für den Konsumenten……Kleinteilige Müllpartikel stellen eine Gefahr für Lebewesen im Wasser dar, da sie mit Nahrung/ Beute verwechselt werden. Zusätzlich gibt unsachgemäß entsorgter Abfall durch Reibung Schadstoffe an die Umwelt ab. Die Schuld allein liegt nicht beim sorglosen Entsorger, sondern eigentlich beim Konsumenten. Was du kaufst, wird hergestellt, kann vielleicht einem Kreislauf wieder zugeführt werden (Recycling), aber es ist vorhanden und wird das auf eine gewisse Weise immer sein. Waste In Your Mind.

Aurelia Gratzer (*1978, lebt und arbeitet in Wien), Studium der Malerei und Graphik an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.

aureliagratzer.com

Christoph Schirmer (*1979, lebt und arbeitet in Wien), Studium der Malerei und Graphik an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.

christophschirmer.com